Leslie

Ich erinnere mich.
Ich schreibe ab und zu an Märchen.


Leslie -
Sie belohnte mich mit der Erinnerung an ihr Lächeln.
Wie alles begann.

Es war einmal ein Mädchen namens Leslie. Warum gerade sie ausgewählt wurde in dieser Geschichte möchte ich dir nun kurz erklären.
Leslie ist nicht nur ein Mädchen, welches das Glück hat eine Mama und ein Papa zu haben und behütet in ihrem Zimmer spielen kann. Leslie hat keine Mama und auch keinen Papa. Ja – das ist traurig. Doch Leslie hatte Glück.
Als sehr kleines Mädchen wurde sie inmitten der InnenErde ausgesetzt. Die InnenErde ist ein beschützter und behüteter Ort, welcher von den Drachen der AussenErde streng bewacht wird. Somit haben ihre Eltern sehr bewusst diesen Ort ausgewählt, als sie Leslie zurück gelassen haben, um Leslie schlussendlich die Chance zu geben, eine Heldin  zu werden.
Wieso dies die Eltern von Leslie getan haben wissen wir leider nicht. Doch es ist anzunehmen, dass sie sich in grosser Not waren. Kein Wunder auf der AussenErde herrschte eine sehr trockene Dürre. Das Wasser reichte kaum aus, die Felder und Wiesen zu erhalten. Viele Menschen litten Durst und Hunger. Der König der AussenErde, welcher Artemos hiess, hatte in seinem Königreich Angestellte, welche literweise Wasser aus den Brunnen herbeiholten um die Heere und Schlossbewohnern ein Leben in Wohlstand und Fülle zu ermöglichen. Während also draussen auf der AussenErde jemand ein Glas Wasser pro Tag trank, badete ein Hofnarr des Königschlosses täglich in seiner goldenen Badewanne, nur um den König Artemos täglich zu belustigen. Ja –dies nennt man Ungerechtigkeit. Es ist also zu vermuten, dass auch Leslie’s Eltern um ihr Leben kämpfen mussten und deshalb die lange Wanderung auf sich nahmen, um zu InnerErde zu gelangen, um Leslie ein behütetes Leben zu schenken.

Zurück zum Tag als Leslie gefunden wurde.
Da lag sie also inmitten, des Farbspektrums eingebetet in der InnenErde. Das Drachenreich. Die InnenErde kann man sich so vorstellen, dass es nur sehr wenigen Menschen bewusst ist, dass es sie überhaupt gibt und noch weniger Menschen, wissen wie man dahin gelangt. Die Drachen leben hier. Wer glaubt noch an Drachen? Naja, wenn die Menschen keine Ahnung haben, was für Plätze uns Mutter Erde vorenthaltet, nichts von der InnenErde verstehen, so haben es sich die magischen Drachen darin gemütlich gemacht. Was für eine kluge Entscheidung. Denn auch sie leiden auf der AussenErde. Gejagt wurden sie bereits. König Artemos lässt seine Heere täglich in die Wälder um die Drachen zu verjagen. Und die Drachen halten sich überwiegend in den Wäldern auf. Denn da fühlen sie sich inmitten von Bäumen, Steinen, Moos und anderen Tieren sehr, sehr wohl. Sie vertragen das Sonnenlicht nicht. So sind sie tagsüber im Wald anzutreffen und abends bei Dunkelheit fliegen sie über unsere Köpfe davon über Felder, Dörfer und Wiesen zurück zu ihrem Reich –der InnerErde.

Da gibt es einen Drachen namens Lilcon. Lilcon ein mächtiger Drache, welcher jedoch bereits eine Drachenjagd erleben musste, wo ihm einen Flugflügel beschädigt und ein Nasenloch beim drauffolgenden Sturz verletzt wurde. Das heisst Lilcon hält sich nur noch in der InnerErde auf und hat somit das Amt übernommen des Wächterdrachens. Es gibt noch andere Wächterdrachen doch Lilcon ist der Oberwächterdrache, da er ja nicht mehr zu OberErde fliegen kann. So und Lilcon war somit auch der Drache, welcher Leslie fand. Eines Tages, als die anderen Drachen bereits verflogen waren und einige noch schlaftrunken rumtorkelten war der Oberwächterdrache bereits auf seiner Kontrollrunde anzutreffen. Plötzlich hörte er ein Wimmern. So ein Klang hatter er noch nie vernommen. Er stutzte. Nahm einen tiefen Atemzug durch sein Nasenloch und witterte ein Geruch, welcher er so noch nie gerochen hat. Er blieb stehen. Das Wimmern wurde nun lauter. Er drehte sich um und sah zum Wasserfall, welcher von der AussenErde bis zur InnerErde reichte und sah ein langes Seil. Vor lauter Schreck spieh er Feuer. Er rannte blitzartig zum Seil. Und da sah er Leslie. Ein Menschenkind. So klein und nackt lag Leslie inmitten eines Kristallsbeets behütet von einer Regenbogenschlange, welcher Lilcon bereits signalisierte, dass von diesem Wesen keine Gefahr ausging. Vorsichtig fragte er die Regenbogenschlange, was das sei. Sie informierte ihn schnell und eilig über ihren Fund und musste ihm gestehen, dass sie über dieses Menschenkind nichts wusste ausser dass es sehr bedürftig sei und Hunger habe.
Lilcon nahm das Mädchen behütend an seine Brust und rasste mit ihm zum Nahrungsplatz. Dort waren um diese Zeit kaum Drachen anzutreffen. Es trank Honigmilch und ass anschliessend einen goldigen Apfel. Sie hörte auf zu weinen. Sah Lilcon mit ihren braunen, grossen Augen an und rülpste vor Erleichterung nun einen vollen Bauch zu haben. Lilcon musste lächeln. Dieser Tag veränderte für die Innen und Aussenwelt alles.

Lilcon und Leslie

Lilcon der Drachenwächter rief am selben Tag, als er Leslie fand, alle Drachen und deren Mitbewohner der InnenErde zusammen. Er liess dafür die Kristallsirenen erklingen.
Diese waren genug laut um auch die fliegenden Drachen auf der AussenErde zu informieren, so dass diese sicher abends und vor der schwarzen Dunkelheit zurückkamen.
Bei Sonnenuntergang flogen bereits die ersten Drachen zum Platz der Neuigkeiten. Selten kam es daher vor, dass die Kristallsirenen erklingen.
Gespannt warteten am frühen Abend somit alle Drachen.
Lilcon betratt den Platz. „Was ist passiert?“ „Was ist los, Oberdrachenwächter?!“ ruften die anderen Drachen.
„Langsam, immer mit der Ruhe, liebe Freunde. Seit bitte leise! Leise bitte! Ich verkünde euch nun, dass ich heute in der Früh, als ihr alle bereits weg wart, dank der Regenbogenschlange beim Wasserfall, ein Menschenmädchen gefunden habe.“
„Was!?“ Die Drachen spuckten Feuer und Speichel vor Schreck und schauten Lilcon ungläubig an.
„Und wo ist dieses Mädchen, Lilcon?“ Lilcon antwortete: „Warum es nicht bei mir ist; hat folgenden Grund, ich weiss dass ihr trotz eurer liebevollen Seite, auch eine sehr boshafte Seite haben könnt– und deshalb ist dieses Mädchen, bis sich eurer Puls und die Feuerfunken beruhigt haben, bei der Regenbogenschlange– in Sicherheit. Sobald ich hier kein Feuer mehr sehe, keine Boshaftigkeit mehr fühle und vor allem Ruhe eingekehrt ist, werde ich das Menschenkind zu uns holen.“
Es vergingen einige Minuten, bis sich die Masse an den Drachen beruhigt hat. Doch dann war es muxmäuchsen still geworden und auch das Feuer war erloschen.

So holte Lilcon das Mädchen.
Leslie mit ihren braunen Augen, lag in den Armen des Drachen, und schaute scheu zu den Drachen. Plötzlich lachte sie. Die freute sich so viele Wesen, ähnlich ihrem Behüter, Lilcon zu sehen. Sie winkte, klatschte und schrie dann vor Freude. Die Drachen musterten das Menschenkind. Noch nie hatten sie einen so kleinen Menschen vor sich gehabt. „Bleibt es so klein, wie ein Zwerg, Lilcon?“ fragte ein Drache. Lilcon antwortete:“Die Regenbogenschlange erzählte mir, dass es noch wachsen wird und es, da es so klein sei, nun sehr bedürftig sei. Es braucht also meine Obhut, meine Pflege, Kraft und Stärke, dass es wächst und gehen lernt. Es kann noch nicht laufen.“ „Wie ist denn ihr Name Lilcon?“ fragte ein anderer Drache. Lilcon schaute das Mädchen lange an und sagte dann: „Leslie.“ Das Menschenmädchen hiess also ab diesem Zeitpunkt Leslie. Der Abend wurde zur Nacht und noch lange tauchten Fragen und Geschichten auf, welche Leslie einschlafen liessen. Behutsam sassen dann alle um das Feuer und dankten der Kraft der Wärme, heute mal wieder alle gemeinsam hier zu sitzen und wünschten sich, dass Leslie gesund und munter heranwachsen wird.

Diese Wünsche, ausgerufen durch die Kristallsirenen und begleitet von der Feuerkraft gingen in Erfüllung.
Leslie lernte laufen und sprach ihre ersten Worte. Sie ass nun alles, was die Nahrungsplätze boten und half Lilcon täglich bei seinen Rundgängen als Wächter in der InnenErde. Leslie fand in der Regenbogenschlange eine weise Seele, welche ihr abends zum einschlafen, Geschichten aus der AussenErde erzählte und die Kristalle spendeten ihr die Heilkräfte, wenn sie sich mal krank fühlte.
Eines Abends als die Regenbogenschlange bei ihr lag um sie in den Schlaf zu wiegen fragte Leslie:“Warum bist du so anders als die Drachen, Regenbogenschlange?“ Die Regenbogenschlange musste lachen:“ Ach weißt du, Leslie, auch ich wurde hier aufgenommen. Da oben auf der Aussenerde wurde ich gejagt. Da meine Haut funkelt wie ein Regenbogen, meinte der König Artemos, mich besitzen zu wollen und schlimmer aus meiner Haut seine Krone zu verschönern. Ich habe vor diesem Vorhaben von der Mutter Erde höchstpersönlich eine Eilmeldung erhalten, mit der Bitte von ihr, dass ich mich schleunigst auf den Weg zur InnenErde machen soll – die Drachen hat sie lieberweise auch benachrichtig und so wurde ich auch herzlichst empfangen und umsorgt, da zu Anfang für mich auch alles neu war.“ Leslie war verwirrt. „Wer ist die Mutter Erde?“ Die Regenbogenschlange rollte ihre Augen und wunderte sich über sich selbst, dass sie Leslie noch nie von der Mutter Erde eine Geschichte erzählt hat. „Leslie, heute erzähle ich dir zum Einschlafen von unserer Mutter Erde. Bist du damit einverstanden?“ „Ja.“ Antwortete Leslie und liess sich gespannt auf ihren Schlafplatz sinken.
Die Regenbogenschlange fing an zu erzählen.

Unsere Mutter Erde ist verbunden mit allem. Sie lässt das Wasser fliessen, die Sonne uns wärmen. Sie beschenkt uns mit Nahrung und Heilkräften aus den Bäumen und Steinen. Sie trägt uns und haltet uns. Wenn wir traurig sind dürfen wir uns an sie schmiegen und uns wärmen. Sie bringt die Aussen-und InnenErde in ein Gleichgewicht und behütet und beschützt alle Lebewesen. Sie hilft uns und wir sollten ihr helfen. Sie liebt uns und wir sollten auch sie lieben.
Sie ist verbunden mit uns allen. Jederzeit dürfen wir Mutter Erde bitten uns zu helfen. Wir sind verbunden mit allen Bäumen, Steinen, Flüssen, Seen und unserer Nahrung, welche wir von ihr essen. Alles ist somit eine grosse Energie, welche dank ihr fliessen kann Doch leider, wie du weißt, Leslie, ist die InnenErde nach wie vor ein Zufluchtsort für Lebewesen, welche auf der AussenErde nicht erwünscht sind oder überleben würden. Es gibt Menschen da oben, welche die Wärme von Mutter Erde nicht mehr fühlen. Ihre Schönheit nicht sehen und sie ausnutzen und ungerecht sind zu ihr. So wollten sie auch mich, die Regenbogenschlang ihr wegnehmen. Ich bin die Hüterin des Wassers von Mutter Erde. Und Mutter Erde hat mich deshalb hier in Sicherheit gebracht. Auf der AussenErde herrscht Wassermangel. Durch die Gier des Königs können nur sehr wenige Menschen von dem noch wenigen Wasser profitieren. Dies Leslie, war auch der Grund, wieso dich deine Mama und dein Papa hiergelassen habe. Die InnenErde ist ein Ort der Fülle. Wir wissen Mutter Erde zu schätzen und sind dankbar, dass sie uns behütet und zur Zeit auch beschützt. Mutter Erde ist müde. Ja Leslie und sie auch traurig. Warum sind die Menschen so ungerecht zueinander? Weshalb dürfen nicht alle gleich viel von ihr besitzen und sich bescheiden und liebevoll um sie zu kümmern. Sie fühlt sich vernachlässigt und sehr einsam. Seit ich in der InnenErde lebe, spreche ich sehr viel zur Mutter Erde und bitte sie immer wieder nicht aufzugeben und geduldig zu bleiben. Ich habe die Menschen niemals aufgegeben und weiss wie liebevoll sie sein können. Nicht alle sind so gierig wie Artemos. Doch viele sind es durch ihn geworden. Sie beuten Mutter Erde aus und vertreiben die friedlichen Lebewesen oder jagen und töten sie um sie zu besitzen. Auch Mutter Erde wollen sie besitzen. Das wird ihnen niemals gelingen auch wenn sie es denken. Noch immer ist Mutter Erde die Göttin aller Zustände und Geschehnisse was überall um uns herum passiert. Auch die Drachen sprechen zur ihr, wann immer sie wollen und bitten sie um Gnade und Schutz. Niemals würde Mutter Erde zornig oder wütend sein können – doch manchmal habe ich das Gefühl, sie lernt es immer mehr es zu werden. Früher war sie einfach kraftvoller und auch zärtlicher. Diese Zartheit und Farbenpracht, von der ich dir gerade berichte, habe ich leider schon lange nicht mehr in ihr gesehen auch im Aussen glaube ich dass sie zeigen will, dass sie sich einsam fühlt, nicht gesehen und schlimmer viele hören ihr nicht mehr zu, weil sie vergessen haben ihre Sprache zu sprechen. Die Sprache von Mutter Erde musst du nicht lernen, Leslie. Jeder trägt sie selbstverständlich in sich. Ihre Sprache ist um uns– ihre Zeichen sehen wir immer, wenn wir hinsehen wollen. Sie liebt bedingungslos. Bedingungslos, Leslie. Merk dir das. Unsere Mutter Erde liebt uns bedingungslos. Und jetzt Schlafe Leslie heiliges Kind von Mutter Erde. Lass sie dir mehr von ihr –in deinen Träumen erzählen. Lade sie ein. Sie wird sich zeigen. Schlaf gut Leslie.“

Leslie schloss zufrieden ihre Augen und hörte wie die Regenbogenschlange, die Hüterin des Wassers, anfing ein Lind zu singen.

„Ich bin von der Erde, Sie ist meine Mutter.
Sie gebar mich stolz. Sie zog mich auf mit Liebe.
Sie wiegte mich am Abend. Sie schob den Wind herbei
und ließ ihn singen. Sie errichtete mir ein Haus
aus harmonischen Farben. Sie nährte mich
mit den Früchten ihrer Felder.
Sie belohnte mich mit der Erinnerung an ihr Lächeln.
Sie bestrafte mich mit dem Dahinschwinden der Zeit.
Und am Ende, wenn ich mich danach sehne
fortzugehen, wird sie mich umarmen für alle Ewigkeit.“
Quelle: Anna L. Walters, Pawn

Sie schlief behütet ein und Mutter Erde begleitete ihre Träume bis die Strahlen der Sonne zur InnenErde gelangten und den Morgen ankündigten.

Heute fühlte sich Leslie voller Tatendrang und Energie. Sie erinnerte sich an Mutter Erde. Ihre Freude über ihr neues Wissen war gross und so eilte sie zum Nahrungsplatz, um aus Dankbarkeit für die Regenbogenschlange und auch Lilcon ein leckeres Frühstück vorzubereiten. Sie plückte Beeren: Himbeeren, Johannisbeeren, Brombeeren, Stachelbeeren, Heidelbeeren und auch kleine rote Erdbeeren und kochte diese zu einem leckeren Saft. Dazu röstete sie Getreide: Weizen, Hafer, Dinkel und Mais und bratete riesengrosse Pfannkuchen dazu, welche mit dem Ahornsirup und Puderzucker bestreut wurdn. Sie wusste wie gerne dies die beiden mochten und freute sich sehr, als die Regenbogenschlange und Lilcon endlich beim Nahrungsplatz eintrafen. Auch ihre Freude war gross. Sie assen gemeinsam das Frühstück. 







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